Gleich an dieser Stelle eine Warnung. Wer das Stück noch nicht gesehen hat und vor hat, es anzusehen, sollte jetzt mit dem Lesen aufhören. Ansonsten verraten wir hier zu viel und die ganze Spannung ist weg. Neudeutsch heißt das "spoilern" und das wäre bei diesem Stück fast schon fatal.
Warum spielen wir es als Figurentheater?
Diese Frage stellen wir uns immer bei der Stückauswahl. Nur Schauspieler durch Puppen zu ersetzen, ist für uns kein ausreichender Grund. In diesem Stück werden die Beziehungen der einzelnen Personen zum Opfer als reine Erzählung transportiert. Der Schaupieler erzählt im Dialog mit dem Inspektor also allen, wie er sie kennen gelernt hat und was dann geschehen ist. Im Figurenspiel haben wir hier die Möglichkeit, dies mit den Figuren zu spielen, während der Spieler unabhängig davon mit dem Inspektor und anderen dies erzählt.
In sogenannten Zwischenspielen, die durch Musik von Hazel O'Connor ein- und ausgeleitet werden, spielen die Figuren das, was wirklich geschehen ist. Denn oft ist es so, dass die Geschichte, die dem Inspektor erzählt wird nicht dem entspricht, was geschehen ist. EIn Bespiel: Gerald Croft erzählt, dass er das arme, hilfsbedürftoge Mädchen in einer Wohnnung untergebracht hat, auf die er zufällig für einen Freund aufpasst, weil dieser im Ausland sei. Es ist aber ehr davon auszugehen, dass er diese Wohnung als Liebesnest für seine wechselnden Gespielinnen hat, die er für so lange aushält, bis er ihrer überdrüssig ist. Er ist ein Schwein, würde man heute sagen. In der damaligen Zeit war dies aber üblich und auch heute noch, wenn man es sich leisten kann. Denn dies ist natürlich nur den Reichen vorbehalten. Im Zwischenspiel, ist deutlich zu sehen, dass Gerlad Croft mit all seiner Verführungskunst nur ein Ziel hat, das Mädchen als seine Geliebte ins Bett zu bekommen. Wie es sich auch später zeigt, ist er zu echter Liebe überhaupt nicht fähig. Selbst seine Verlobung mit Sheila ist nur eine "Firmenübernahme" durch Heirat.
Existiert Eva Smith wirklich?
Diese Frage kommt im dritten Akt auf und bleibt auch offen. Oder doch nicht?. In den Zwischenspielen taucht diese Figur auf, während sie im Original als Rolle im Stücke nicht xistiert. Der Zuschauer sieht nur eine Figur mit ihren wechselnden Kleidern und Perücken. Dadurch, dass die Erzählungen und Dialoge in den Zwischenspielen stets mit dem Inspektor und den anderen im Dunkeln am Rande stehenden Personen stattfindet, hört man das Mädchen nie selbst sprechen. Man sieht wie es spricht. Was es spricht wird allerdings vom Spieler der anderen Figur erzählt. Gibt es also dieses eine Mädchen oder sind es mehrere? Hat sie sich wirklich umgebracht?
Der Epilog
Wir haben einen Epilog hinzugefügt. Eine zugeddeckte Leiche wird hereingefahren und Hazel O'Conner singt "Danny Boy", später stimmt das gesamte Ensemble mit ein. Für uns existiert sie, egal ob sie real war oder nur als Figur für die Handlung erfunden wurde. Es hätte passieren können und wir müssen aufpassen, was wir anderen durch unser Handeln antun. In Zeiten des anonymen Mobbings per Internet, schnell angeklichten Bewertungssystemen und Bilderverbreitung sind die Auswirkungen die selben wie im Stück.
Ein kleinbisschen Steampunk
Um die Figuren in ihrer Zeit zu lassen und dennoch etwas attraktiver zu gestalten, habe ich mich für kleine Steampunk-Elemente wie kleine Zahnräder als Backenbärte und Diamanten als Schönheistflecke entschieden. DIe Gesichter und Fingernägel sind kupfer-, gold- und und silberfarben geschminkt. Während Arthur Birling als industrieller Emporkömmling Kupfer trägt, ist seine aus dem niedrigen Adel stammende Frau in Silber geschmückt. Gerald Croft, der aus dem Hochadel stammt und durch das vorhandene Geld zugleich Industrieller ist, trägt Gold.